1934-1937
Sanierung der Oppenheimer Katharinenkirche unter Paul Meißner
Noch nicht einmal 50 Jahre nach der durchgreifenden Restaurierung unter Friedrich von Schmidt stand eine zweite große Sanierungskampagne an. Durch die zunehmende Luftverschmutzung und bautechnische Probleme der vergangenen Sanierungen waren großflächige Beschädigungen an den reich gestalteten Langhauswänden zu beklagen. Weiterhin waren viele Dächer undicht geworden, da die Regenwasserableitung nur unzureichend funktionierte. Um weitere Schäden zu verhindern, entschied sich der mit der Sanierung beauftragte Denkmalpfleger und Architekt Paul Meißner zu einer großflächigen Erneuerung verwitterter Werksteinpartien an den Fassaden. Weiterhin wurden die Dächer der Seitenschiffe und das Dach über dem Nordturm erneuert. Im Vierungsturm war darüber hinaus der Einbau einer Stützkonstruktion aus Beton nötig, um den fragilen Gesamtaufbau des Turmes zu stabilisieren. Als Meißners Hauptwerk im Zusammenhang mit der Oppenheimer Kirchensanierung gilt die Rekonstruktion des 1703 eingestürzten Westchorgewölbes. Obgleich Meißner der zeichnerisch überlieferte mittelalterliche Gewölbeplan im Musterbuch des Straßburger Münsterbaumeisters Hans Hammer noch nicht bekannt war, gelang es ihm, das Gewölbe in den wesentlichen Grundzügen richtig zu erfassen. Die Rekonstruktion des Gewölbes geschah auf Betreiben des Oppenheimer Historikers und Weingutbesitzers Ernst Jungkenn. Jungkenn gelang es, eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten für das erneute Restaurierungsprojekt zu motivieren. Am 6. März 1933 durfte er zusammen mit dem Hessischen Gesandten in Berlin, Ministerialrat Dr. Edward, im Haus des Reichspräsidenten von Hindenburg und im Reichsministerium des Inneren sein Anliegen vorbringen. Nach einem Vortrag Jungkenns im Südwestdeutschen Rundfunk am Ostersonntag 1933 wurde die Sanierung schließlich als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ab Herbst 1934 genehmigt. Den Gepflogenheiten der Zeit folgend, wurden viele Werksteinbauteile mit Steinmetzzeichen in Form von Hakenkreuzen signiert.
weiterführende Literatur
[1]
Paul Meißner: Zur Baugeschichte der Katharinenkirche zu Oppenheim. In Beiträge zur Kunst und Geschichte des Mainzer Lebensraumes. Festschrift für Ernst Neeb. Mainz 1936, S. 64-80.
Paul Meißner: Zur Baugeschichte der Katharinenkirche zu Oppenheim. In Beiträge zur Kunst und Geschichte des Mainzer Lebensraumes. Festschrift für Ernst Neeb. Mainz 1936, S. 64-80.
[2]
Georg Zimmermann: Paul Meissner, ein Darmstädter Baukünstler. In: Archiv für hessische Geschichte der Altertumskunde, Jahrgang 1991, S. 291–342.
Georg Zimmermann: Paul Meissner, ein Darmstädter Baukünstler. In: Archiv für hessische Geschichte der Altertumskunde, Jahrgang 1991, S. 291–342.
[3]
Helmut Böhme: Die Technische Hochschule Darmstadt 1933–1945. Blick auf Dozentenvertreibungen und Widerstand. In: Exodus der Wissenschaften und der Literatur. Darmstadt 2004, S. 13–36.
Helmut Böhme: Die Technische Hochschule Darmstadt 1933–1945. Blick auf Dozentenvertreibungen und Widerstand. In: Exodus der Wissenschaften und der Literatur. Darmstadt 2004, S. 13–36.
[4]
Annegret Holtmann-Mares, Christiane Salge (Hrsg.): Paul Meißner (1868–1939). Ein Architekt zwischen Tradition und Aufbruch. Spurbuch-Verlag, Baunach 2019
Annegret Holtmann-Mares, Christiane Salge (Hrsg.): Paul Meißner (1868–1939). Ein Architekt zwischen Tradition und Aufbruch. Spurbuch-Verlag, Baunach 2019
C. Hertel, Katharinenkirche – Innere Ansicht des Westchors (1876).
Westchor, Katharinenkirche Oppenheim, Gewölbeuntersicht.